Wer in Edelmetalle investieren möchte, stellt sich meist die Frage, ob nun Gold oder doch eher Silber die besten Anlagechancen bietet. Vergessen wird in diesen Überlegungen häufig aber ein ebenso spannendes und nicht weniger erfolgversprechendes Edelmetall: das Platin.
Der Wert des hellen Edelmetalls ist, ähnlich wie bei Silber und Palladium, abhängig von wirtschaftlichen Entwicklungen, da es noch stärker als das Gold industriell genutzt wird. Spätestens seit der Platinpreis Anfang 2021 stark gestiegen ist, sollten sich Anleger allerdings überlegen, ob nicht auch das Platin neben Silber und Gold eine gute Investitionsmöglichkeit darstellt.
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Die aktuelle Kursentwicklung
Während der Goldpreis seit Anfang des Jahres 2021 nahezu kontinuierlich sinkt, stiegen die Kurse zweier anderer Edelmetalle Anfang Februar deutlich an. Das Silber erzielte einen annähernd so hohen Wert wie bereits im August 2020. Platin hingegen erreichte am 09.02.2021 seinen höchsten Stand seit 2016 und konnte bis zum 16.02.2021 noch weiter zulegen.
Damit gilt das Platin unter Anlegern aktuell als das vielversprechendste Edelmetall. Interessant ist diese Entwicklung vor allem mit Blick auf den Einsturz des Platinpreises im März 2020. Der damalig niedrigste Stand belief sich auf rund 563 US-Dollar. Aktuell (Stand: 05.03.2021) liegt der Platinpreis – der in den letzten Tagen wieder etwas gesunken ist – bei rund 1129 US-Dollar. Damit hat er sich über den Zeitraum des letzten Jahres nahezu verdoppelt. Da der Platinkurs derzeit aber wieder sinkt, stellt sich nun natürlich die Frage, ob das Edelmetall auch in den nächsten Wochen und Monaten weiterhin interessant für Anleger sein wird.
Bestehendes Angebotsdefizit
Der Hauptgrund für den starken Anstieg des Platinpreises ist ein Angebotsdefizit, das durch in Südafrika aufgetretene Probleme ausgelöst worden ist. Dort werden immerhin rund drei Viertel des Edelmetalls, das weltweit gewonnen wird, gefördert. Die aufgetretenen Probleme resultierten aus dem im Frühjahr in Südafrika verhängten Lockdown, von dem natürlich auch eine Vielzahl von Platinminen betroffen waren.
Im späten Frühjahr konnten die Bergwerke wieder eröffnet und die Verarbeitungsanlagen in Betrieb genommen werden. Die Platinproduktion fand damit wieder in gewohntem Umfang statt. Der Platinproduzent Anglo American Platinum hatte Anfang November allerdings erneut Probleme, da Wasserschäden auftraten und die Verarbeitungsanlagen erneut ausfielen. Dies hatte zur Folge, dass das abgebaute Platin solange unverarbeitet gelagert werden musste, bis der Produzent seine Arbeit wiederaufnehmen konnte.
Weitere Beeinträchtigungen, mit denen die Bergbauunternehmen in Südafrika 2020 kämpfen mussten und die mitunter zu einem Angebotsdefizit für Platin geführt haben, sind die zunehmenden Unterbrechungen der Stromversorgung durch den südafrikanischen Energieversorger Eskom. Der Chief Executive des Bergbaukonzerns Impala Platinum meint sogar, dass Eskom in diesem Zusammenhang weitaus mehr Probleme verursache als die Auswirkungen der Corona-Pandemie.
Insgesamt lag die Fördermenge für Platin im Jahr 2020 unter der von 2014. Damals kam es in Südafrika zu Bergarbeiterstreiks. Das World Platinum Council ging Ende 2020 von einem Angebotsdefizit von rund 1,2 Millionen Unzen aus.
Ausgestanden sind die Probleme, die sich im letzten Jahr für Platinproduzenten und Bergbauunternehmen in Südafrika ergeben haben, noch nicht. Einerseits bestehen die Probleme bei der Stromversorgung noch immer, andererseits verschärft sich in Südafrika derzeit auch wieder die Corona-Lage. Letzteres kann im schlimmsten Fall erneut zu temporären Stilllegungen führen. Somit könnte es auch in diesem Jahr zu einem erheblichen Angebotsdefizit kommen, was den Platinpreis wiederum in die Höhe treiben könnte.
Hohes Interesse für Platin bei den Anlegern
Der Anstieg des Platinpreises ist nicht zuletzt natürlich den Anlegern geschuldet, die sich in den letzten Monaten zunehmend dazu entschieden haben, in das Edelmetall zu investieren. Im Jahr 2020 wurden nicht nur vermehrt Platinbarren und -münzen, sondern auch ETFs nachgefragt. Insgesamt stieg die Nachfrage auf 1,66 Millionen Unzen – das sind immerhin 400.000 Unzen mehr als noch im Jahr 2019.
Ursächlich für die erhöhte Nachfrage ist wohl auch die hohe Preisdifferenz zwischen Platin und Gold. Anlegern, denen das gelbe Edelmetall zu teuer war, entschlossen sich vermehrt für den Kauf von Platin. Gleichzeitig ging die Platinnachfrage aus der Industrie- und Schmuckbranche zurück. Die Autoindustrie etwa, die als wichtigsten Einsatzgebiet von Platin gilt, fragte das Edelmetall 16 Prozent weniger nach. In der Schmuckbranche sank der Bedarf um 13 Prozent. Die hohe Nachfrage durch Anleger konnte den schwachen Bedarf in diesen Bereichen allerdings überkompensieren, sodass es wider Erwarten insgesamt zu keinem Nachfragerückgang, sondern zu einer höheren Nachfrage kam.
Die Prognosen für die Preisentwicklung des Platins im Jahr 2021 fallen sehr unterschiedlich aus. Die Commerzbank etwa sieht bis Ende 2021 noch ein gewisses Aufwärtspotenzial, während andere Experten davon ausgehen, dass das Platinangebot in diesem Jahr wieder höher ausfallen wird als im vergangenen und damit auch die Preise für das Platin stagnieren.
Tatsächlich kann aber auch auf der Seite der Nachfrage mit einem Anstieg gerechnet werden. So wird davon ausgegangen, dass die Käufe durch die Schmuckindustrie in diesem Jahr wieder zunehmen werden. Nicht nur, weil das Platin auch weiterhin deutlich günstiger als Gold ist, sondern auch, da die Einkommen in China derzeit höher werden. In der Automobilindustrie wird das in Katalysatoren eingesetzte Palladium zunehmend durch weitaus günstigeres Platin ersetzt, was ebenfalls zu einem Anstieg der Platinnachfrage führen könnte.
Platin ist günstiger als je zuvor
Bei Betrachtung der Platinpreis-Entwicklung zwischen 2012 und 2022 fällt auf, dass der Preis kontinuierlich zu sinken scheint. Tatsächlich hat diese Entwicklung ihren Ursprung bereits Mitte 2008, als es zur Finanzkrise kam und der Platinpreis ebenso wie zahlreiche andere Assetklassen einbrach. Einige Investoren hofften mit dem nächsten Wirtschaftsaufschwung auf einen schnellen Preisanstieg, wurden jedoch enttäuscht.
Der Platinpreis sinkt immer weiter, während Edelmetalle wie Gold und Silber im Preis steigen und sogar regelmäßig neue Allzeithochs erreichen. So kommt es, dass die Platin-Gold-Ratio bereits seit 2011 negativ ist. Anleger könnten nun natürlich darauf spekulieren, dass es in den nächsten Jahren mit dem Platinpreis wieder bergauf geht – etwa, da das Edelmetall in der Industrie 4.0 sowie bei vielen Zukunftstechnologien ein wichtiger Rohstoff werden dürfte.
Lohnt es sich jetzt in Platin zu investieren?
Angesichts des derzeitig herrschenden Angebotsdefizits und der gleichzeitig hohen Nachfrage nach Platin durch Anleger sowie der womöglich steigenden Nachfrage durch die Schmuck- und Industriebranche, scheint das Edelmetall eine interessante Option für kommende Investitionen zu sein. Allerdings kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich die Bergbaukonzerne in Südafrika schneller erholen als geglaubt und auch die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie sowie durch die schwierige Energieversorgung durch Eskom nur einen geringen Einfluss auf die Platinförderung haben werden.
Unter Umständen kann damit in diesem Jahr wieder weit mehr Platin gefördert werden als in 2020, was eine Senkung des Platinpreises zur Folge haben könnte. Solange die Platinnachfrage durch Anleger aber weiterhin hoch bleibt und nun auch die Automobilindustrie sowie die Schmuckbranche das Edelmetall wieder vermehrt nachfragen, ist ein stabiler Platinpreis und unter Umständen sogar ein gewisser Anstieg des Preises denkbar.