Uhren aller Art gelten seit jeher als Luxusgegenstände. Bis in das frühe 19. Jahrhundert hinein kannte das Bürgertum hauptsächlich ortsfeste Großuhren, die an öffentlichen Gebäuden, Kirchen und in prunkvollen Schlössern angebracht waren. Taschenuhren gab es zwar bereits um 1530, etablieren konnten sie sich allerdings erst infolge der industriellen Massenproduktion. Edelmetalle wie Silber, Kupfer und Gold wurden jedoch schon lange vorher eingesetzt, um Gehäuse, Zeiger und Ziffernblätter zu fertigen.
Heute haben Armbanduhren die meisten anderen Uhrenarten verdrängt. Auch werden Uhren heute viel häufiger aus Edelstahl als aus Edelmetallen gefertigt. Jene Modelle, die auch heute noch über ein Werk aus Gold, ein Gehäuse aus Silber oder ein Ziffernblatt aus Kupfer verfügen, haben dafür einen ganz besonderen Wert – gerade unter Sammlern und Uhren-Liebhabern.
Inhaltsverzeichnis
Von Edelmetall zu Edelstahl
Taschenuhren, die im 18. und 19. Jahrhundert gefertigt wurden, verfügten meist über ein Gehäuse aus Gold- oder Silberlegierungen. Obwohl die Preise der Uhren Mitte des 19. Jahrhunderts durch die industrielle Herstellung sanken und damit auch für das Bürgertum leistbar waren, blieben die Uhren auch weiterhin ein Statussymbol. Wohlhabende Bauern und Bürger leisteten sich Uhren mit Silbergehäuse. Goldene Uhren mit aufwändigen Werken hingegen blieben den Reichen vorbehalten.
Anfang des 20. Jahrhundert trat dann die Armbanduhr in Erscheinung und verdrängte schon bald die Taschenuhr. Da sie ebenfalls industriell gefertigt wurden, setzten die Hersteller bald auf neue, weniger hochwertige Materialien wie Aluminium und rostfreien Stahl. Auch Titan ist seit Mitte des 20. Jahrhunderts bei der Herstellung von Uhrengehäusen immer wichtiger geworden. Weiterhin gab es einige (erfolgreiche) Experimente mit Keramik und Kunststoffen. So kommen all diese Materialien heute, gerade bei preisgünstigeren Modellen, etwa bei Kinderuhren, Modeuhren, Freizeit- und Sportuhren, zum Einsatz.
Im Luxussegment ist man den Edelmetallen aber über all diese Jahre hinweg treu geblieben. Noch immer kommen verschiedene Silber- und Goldlegierungen und sogar Platin zum Einsatz, wenn Uhrengehäuse, Uhrwerke, Zeiger und Ziffernblätter in hoher Qualität gefertigt werden sollen.
Edelstahluhren
Uhren mit einem Edelstahlgehäuse sind für Jedermann leistbar und entsprechend beliebt. Häufig wird der verwendete Edelstahl aus Altmetall gewonnen, indem dieses erhitzt, verflüssigt und mehrmals geschmolzen und umgeschmolzen wird, um den gewünschten Reinheitsgrad zu erzielen. Das Material ist kein Edelmetall, erinnert optisch jedoch an Platin und Silber. Gegenüber edlen Metallen hat es den Vorteil, dass es härter als Gold und Platin ist und damit keine aufwändigen Legierungen verwendet werden müssen. Damit Edelstahluhren dennoch vor Kratzern geschützt sind, werden sie häufig mit einer PVD-Beschichtung versehen.
Titanuhren
Als belastbares, leichtes und extrem widerstandsfähiges Material ist Titan ein ideales Material für die Herstellung von Uhrengehäusen. Seine Widerstandsfähigkeit erhält das Material, indem es mit Sauerstoff reagiert und eine Oxidschicht formt. Diese Schicht macht Titan letztendlich sogar kratzfester als Edelstahl. Im Rahmen der Herstellung wird die Oberfläche dennoch meist gehärtet oder gleich eine besonders harte Legierung, etwa mit Aluminium, gewählt, da Titan bei Stößen und Schlägen schnell verbeulen und sogar brechen kann.
Silberuhren
Silber ist ein wertvolles Edelmetall, allerdings ist es weitaus günstiger als Gold oder Platin. Das war auch vor 100 Jahren nicht anders. Somit konnten sich schon früher deutlich mehr Menschen Armbanduhren mit Silbergehäuse als mit Goldgehäuse leisten. Die Folge: Auch heute gibt es noch einige Exemplare von Silberuhren, die aus der Zeit um 1900 stammen.
Die Nachfrage nach Silbergehäusen war damals weitaus stärker als heute. In den letzten Jahrzehnten wurden vergleichsweise wenig Gehäuse aus Silber gefertigt. Ein Grund für die geringere Nachfrage mag sein, dass Silber mit Schwefelverbindungen, wie sie im menschlichen Schweiß, in der Luft und auch in Wasser vorkommen, reagiert und dunkel anläuft. Verhinder lässt sich das nur, wenn die silbernen Uhren rhodiniert oder vergoldet werden, was sich aufgrund seiner Aufwändigkeit jedoch spürbar auf den Kaufpreis auswirkt.
Die meisten der heutigen Silbergehäuse für Uhren bestehen aus Sterlingsilber 925/1000 oder aus 800er Silber. Diese Legierungen enthalten einen Kupferanteil von lediglich 75 beziehungsweise 200 und laufen damit weniger Gefahr, die für Kupfer typische, grüne Patina auszubilden. Schließlich wünschen sich die meisten Uhren-Liebhaber, dass die silberne Uhr in hellem Weiß glänzt. Wer sich hingegen eine Armbanduhr mit faszinierender Vintage-Optik wünscht, der wird mit einem Uhrengehäuse aus einer unbearbeiteten Silberlegierung seine Freude haben.
Golduhren
Gold ist im Gegensatz zu Silber absolut widerständig, wenn es darum geht, anzulaufen. Allerdings handelt es sich bei dem gelb glänzenden Edelmetall um ein vergleichsweise weiches Material, das in seiner Reinform schnell Gebrauchsspuren aufweisen kann. Deshalb sind Golduhren üblicherweise aus massiven Goldlegierungen gefertigt. Klassische Golduhren bestehen aus Gelbgold. Dem Gold wurde also in einer ausgewogenen Menge Kupfer und Silber beigefügt. Beliebt sind heute allerdings auch Uhren aus Weißgold und Roségold. Das Weißgold resultiert aus einer Goldlegierung, der mehr Silber als Kupfer und oft auch Palladium beigefügt ist, beim Roségold überwiegt hingegen der Kupferanteil. Einfluss hat die jeweilige Legierung aber nicht nur auf die Farbe, sondern auch auf die Härte und die Festigkeit des Materials. Daher wird in Goldlegierungen nicht ausschließlich Gold mit Silber und Kupfer kombiniert. Vielen Legierungen werden auch andere Metalle wie Gallium, Nickel, Zinn, Zink, Platin oder Cadmium beigefügt.
Platinuhren
Optisch erinnern Uhren aus Platinlegierungen zunächst an Uhren aus Silber, Weißgold oder Edelstahl. Platin ist im Gegensatz zu Silber korrosionsbeständig, ähnlich wie Gold ist das Edelmetall in seiner reinen Form aber zu weich und wird für die Fertigung von Uhren deshalb nur als Legierung verwendet. Meist handelt es sich dabei um Legierungen mit einem Platinanteil von 96 Prozent und vier Prozent Palladium beziehungsweise Kupfer. Wie Golduhren auch, lassen sich massiven Platinuhren nahezu ausschließlich in den hochpreisigen Segmenten des Luxusuhrenmarktes finden.
Palladiumuhren
Als Metall der Platingruppe ist Palladium genauso robust wie Platin, wenn es um die Oxidationsfähigkeit und den Schmelzpunkt geht. Es ist kaum schwerer als Silber und deutlich teurer als Platin und Gold.
Edelmetalle in Luxusuhren
Silber, Gold und Platin sind nicht nur hochwertige Materialien für Uhrengehäuse. Auch im Inneren von Luxusuhren lassen sich nicht selten Teile aus den faszinierenden Edelmetallen finden.
Zeiger und Ziffernblätter, die aus einem der edlen Metalle gefertigt sind, dienen in erster Linie natürlich der Optik und erhöhen den Wert der Uhr. Ähnlich sieht es auch bei Uhrwerken aus, die aus Edelmetallen gefertigt sind. Der Optik und Funktion wegen ist es meist möglich, die Uhr zu öffnen und das Uhrwerk in Augenschein zu nehmen. Nicht selten kommt hier bei Luxusuhren ein glänzendes, aus Silber, Gold oder Platin gefertigtes Werk zum Vorschein, das unter Umständen sogar mit einzelnen Edelsteinen oder hochwertigen Schmucksteinen besetzt ist.