Als das Corona-Virus auch uns erreichte, setzte eine ungeahnte Panik nicht nur hinsichtlich der Infektion ein. Viele Menschen befürchteten nicht zu Unrecht auch schwere wirtschaftliche Folgen. In von Krisen geprägten Zeiten ist es immer schwer, Geld sicher anzulegen. Beinahe schon reflexartig stürzten und stürzen sich nun viele auf die angeblich einzig sichere Wertanlage Gold. Doch Vorsicht! Der enorme Wertzuwachs von Gold in der Krise hat nicht zuletzt gerade damit zu tun, dass das Edelmetall gerade jetzt so begehrt ist. Das ruft natürlich auch viele Zocker und Spekulanten auf den Plan und der Kauf von Gold zu realistischen Preisen ist derzeit kaum noch möglich.
Inhaltsverzeichnis
Finanzkrisen und der Goldpreis
Gold ist anders als andere Edelmetalle ein reines Anlagemetall. Gold ist zwar eine stabile Wertanlage in der Hinsicht, dass es nie vollkommen an Wert einbüßen wird, aber es kann trotzdem erheblich an Wert verlieren oder der Wert kann durch die enorme Nachfrage unglaublich gepuscht werden. Fakt ist, dass sich der Goldpreis meist diametral zu den Finanzmärkten entwickelt. Dass Währungen vollkommen ihren Wert verlieren können, glauben die meisten von uns schon eher. Schließlich gab es dafür einige historische Beispiele und fast jede Familie war in der Vergangenheit schon einmal mehr oder weniger von einer Inflation betroffen. Deshalb ist Gold gerade dann so attraktiv, wenn das Gespenst Inflation in den Köpfen der Menschen umgeht. Spekulationen in dieser Richtung sind derzeit Tor und Tür geöffnet. Noch nie wurde angeblich so viel Geld gedruckt wie jetzt und führt das nicht automatisch in eine Geldentwertung? So viel sei vorab gesagt: Finanzexperten gehen nicht von einer Inflation aus. Die EZB tut zudem alles Mögliche, um einer Entwertung speziell des Euros aktiv entgegenzuwirken.
Goldkauf zu fairen Konditionen?
Trotzdem wollen viele auf Nummer sicher gehen. Seit Ende April haben die großen Edelmetallhändler Degussa, Pro Aurum und einige andere in den Innenstädten wieder geöffnet. Der Kauf von Gold im Wert bis zu 2.000 Euro ist sogar vollkommen anonym möglich. Doch ist der Goldkauf zu fairen Konditionen derzeit überhaupt möglich? Eher nicht. Besonders gefragte Barren und Münzen sind momentan sehr schwer oder gar nicht zu bekommen. Zudem sind die Preisunterschiede bei den verschiedenen Händlern erheblich, und das auch in Bezug auf die Stückelung.
Ein Ein-Gramm-Barren ist zum Beispiel bei manchen Händlern im Vergleich fast 20 Prozent teurer als ein Einhundert-Gramm-Barren. Wer bei einem kleinen niedergelassenen Händler kauft, zahlt zudem fast immer darauf. Auch der Online-Handel ist keine wirkliche Alternative. Auch hier gibt es immer drastische Preisunterschiede und der Käufer muss außerdem in Vorkasse gehen. Dass das viele Betrüger auf den Plan ruft, liegt auf der Hand. Und noch etwas ist zu beobachten: Die Unterschiede zwischen Verkaufspreisen und Ankaufspreisen sind enorm. Wer also glaubt, mit einem Goldverkauf gerade jetzt saftige Gewinne einstreichen zu können, hat sich leider ebenfalls getäuscht.
Vom Kauf derzeit lieber absehen
Gold ist keine Wertanlage, die Rendite abwirft. Der Goldpreis müsste weiterhin enorm steigen, damit man die Kosten für einen derzeitigen Goldkauf jemals decken könnte. Doch ist mit einem weiteren Anstieg des Goldpreises zu rechnen? Wohl eher nicht. Sogar jetzt innerhalb der Corona-Krise schwankt der Goldpreis immer wieder enorm. Das lag vor allem an Angebot und Nachfrage. Durch die Corona-Krise ist schließlich auch die Goldförderung teilweise zum Erliegen gekommen. Zudem wurde der Preis auch immer wieder von Spekulanten künstlich in die Höhe getrieben. Es ist auch zu beobachten, dass sich manche Aktien an den Märkten schon wieder recht schnell erholt haben. Wenn also andere Wertanlagen als Gold interessant werden, wird der Goldpreis gewiss wieder absinken. Von einem Goldkauf in der Krise ist also eher abzusehen. Experten für Wertanlagen raten durchaus zu einer geringfügigen Anlage in Gold, doch diese sollte zehn Prozent des gesamten Portfolios nie übersteigen. Und eine solche Anlage tätigt man dann auch besser in weniger erregten Zeiten.
Wenn sich die Krisenstimmung legt – der Goldpreis nach der Krise
Die Corona-Pandemie hat gezeigt, welche Auswirkungen eine Krise auf den Goldpreis haben kann. So erreichte das Edelmetall im August 2020 seinen bisherigen Höchstpreis, nachdem sein Wert zu Beginn der Pandemie tief gesunken war. Die Pandemie ist zwar auch heute, fast zwei Jahre nach Beginn, nicht vorüber, doch die anfängliche Krisenstimmung der ersten sechs bis zwölf Monate ist vorüber. Nach Lockdowns und Lockerungen hat die Krise zwar noch immer einen Einfluss, allerdings einen deutlich geringeren. Wer zu Pandemie-Beginn Gold verkauft hat, wird sich im Sommer 2020 geärgert haben. Wer hingegen im August 2020, in der Hoffnung, mit Gold Gewinne zu erzielen, in Gold investiert hat, muss nun feststellen, dass der Goldpreis seinen einstigen Höhepunkt wohl so bald nicht mehr erreichen wird. So hatten die Experten im Laufe der ersten Krisenmonate recht, wenn sie sagten, dass mit einem weiteren Anstieg des Goldpreises nicht zu rechnen sei.