Goldpreisprognosen – realistisch oder ein Blick in die Glaskugel?

Schon im Jahr 2019 wurde die Frage in den Raum gestellt, ob Gold im Jahr 2020 auf dem Weg zu einem absoluten Rekordhoch sei. Zöge man jetzt Bilanz, hätten alle recht gehabt, die diese Frage mit einem klaren Ja beantwortet haben. Erst kürzlich hatte der Goldpreis wieder die Marke von 2000 Dollar pro Feinunze geknackt. Inzwischen ist er wieder leicht abgesunken, aber die Investoren bleiben bei der Stange und zuversichtlich. Selbst Finanzprofis wie Warren Buffett setzen inzwischen auf das gelbe Edelmetall und es gibt Stimmen, die behaupten, bis zum Jahr 2022 würde sich der Goldpreis sogar verdoppeln.

Bereits im vergangenen Jahr 2019 hatten weder Finanzexperten noch Investoren erwartet, dass der Goldpreis schon da eine so enorme Entwicklung zeigen würde, zumal damals auch die wichtigen Aktienmärkte deutlich im Aufwind waren. Normalerweise sind die Entwicklungen von Goldpreis und Aktienmarkt eher gegenläufig. Damit war die damalige Hinwendung von Investoren zu Gold eben keine Flucht in den sicheren Hafen. Eine solche wurde eventuell für 2020 prognostiziert, falls dann die Aktienmärkte kippen. Mit einer Pandemie, die die ganze Welt in Atem hält, hat damals noch keiner gerechnet.

Bei der Prognose irrten auch schon erfahrene Experten

Goldmünzen und Kursgrafik

Bei der Goldpreisprognose irrten in der Vergangenheit auch schon erfahrene Experten. Schauen wir noch einmal ins vergangene Jahr. Da lagen die Experten etwa genauso oft richtig wie falsch. Die Preisentwicklung bei Gold unterliegt zahlreichen und ganz unterschiedlichen Einflüssen. Einerseits gibt es viele Investoren, wenn sich die Wirtschaft in einer kritischen Situation befindet. Andererseits nimmt aber eine Nachfrage nach Gold beispielsweise in der Schmuckindustrie und goldverarbeitenden Industrie ab, wenn die Weltwirtschaft schwächelt. Zudem gibt es technisch agierende Trader die den Goldpreis nachhaltig und kurzfristig beeinflussen können. Gerade der Anteil dieser Gruppe von Investoren ist vergleichsweise hoch und macht eine Goldpreisprognose immer unsicher. Natürlich spielen die Rahmenbedingungen immer eine Rolle. Eine Rezession der Wirtschaft wird den Goldpreis immer in die Höhe schnellen lassen. Gerade jetzt, wo die wirtschaftliche Situation in vielen Ländern äußerst kritisch ist, gehen viele Prognostiker davon aus, dass das noch lange so bleiben wird. Darauf stützen sie ihre Vorhersagen und es kommt zu solchen Aussagen, dass sich der Goldpreis mittelfristig verdoppeln könnte. Dabei gibt es durchaus Wirtschaftszweige die boomen und vielleicht wird der Himmel über der Weltwirtschaft schneller wieder heller als gedacht.

Gold ist für Sparer vor allem ein emotionaler Stoff

Goldmünzen, Euro-Münzen und ein goldenes Sparschwein

Gold ist für Sparer kleiner bis mittlerer Größenordnung vor allem ein emotionaler Stoff. Gold gilt als etwas Besonderes, als ein Material von Bestand. Gold vermittelt Sicherheit. Ähnlich ist es mit Rohöl, und wie schnell dieser Rohstoff in den Keller gehen kann, hat sich erst kürzlich gezeigt. Emotionen sind bei Geldanlagen ein schlechter Ratgeber und schon kleinere Kursschwankungen machen Sparer, aber eben auch größere Anleger schnell nervös und bestimmen ihre Aktionen an der Börse. Die Beweggründe beim Goldkauf und Goldverkauf sind oftmals subjektiv. Wichtige Aspekte wie Angebot und Nachfrage spielen nur eine nebengeordnete oder gar keine Rolle. Deshalb sind sich seriöse Experten und Börsenbeobachter weitgehend darin einig, dass eine Prognose für den Goldpreis gerade längerfristig schwierig, ja nahezu unmöglich ist. Experten lagen in der Vergangenheit bezüglich ihrer Goldpreisprognosen oftmals genauso richtig wie auch falsch. Analysten liegen zudem oft sehr weit auseinander. Das sollten wir auch im krisenbewegten Jahr 2020 nicht vergessen. Die Handelsspannen lagen in den letzten Jahren bei etwa 30 Prozent und waren davor sogar noch größer. Bei diesem stetigen Auf und Ab ist ein Prognose-Treffer eher ein Zufall. Gold ist einfach immer für eine Überraschung gut und wer 10, maximal 20 Prozent seines Geldes in Gold investiert, sollte keinesfalls mit schnellen Gewinnen rechnen, sondern sie als kleine Sicherheit fürs Gesamtportfolio betrachten.

Prognosen werden für üble Geschäfte ausgenutzt

Wer derzeit Medien und Presse verfolgt, wird überall nur lesen und hören, dass Gold weiterhin einem Rekordhoch entgegenstrebt. Auch viele einfache Sparer wollen an dem Boom partizipieren und das wird wiederum von Händlern ausgenutzt, die schlechte Produkte zu überhöhten Konditionen verkaufen. Werbebroschüren versprechen beispielsweise einen Börsenbarren zu überschaubarem Betrag. Solche dreisten Angebote werden beispielsweise über Fernsehzeitschriften unter das Volk gebracht, die Millionen von Haushalten erhalten. Überschrieben wird das Ganze als „Ausgabeinformation für alle Bürger und Bürgerinnen der Bundesrepublik Deutschland“, so als handele es sich um ein Amtsschreiben. Weitere dreiste Formulierungen sind, dass aufgrund der Chancengleichheit jeder Bürger nicht mehr als drei der 29 Euro teuren Barren mehrwertsteuerfrei anfordern kann. Bei Sparkassen und Banken sei dieser exklusive Barren zudem nicht erhältlich. Welches seriöse Finanzinstitut würde seinen Kunden auch winzige, 0,31 Gramm leichte Goldblättchen zu einem derart überteuerten Materialpreis verkaufen? Beim Börsenbarren Deutschland handelt es sich um eine Hundertstel Unze des Edelmetalls. Eine ganze Unze von 31,1 Gramm würde also satte 2900 Euro kosten und das sind etwa 1000 Euro mehr als der derzeitige Marktwert.

Gold immer nur bei seriösen Händlern kaufen

Juwelier prüft einen Goldring

Es steht zu befürchten, dass trotzdem genügend unbedarfte Bürger und Bürgerinnen auf dieses miese Angebot hereinfallen, sicher mehrheitlich ältere Leute, die vielleicht ihren Enkeln etwas Gutes tun wollen. Eine Hundertstel Feinunze wird zudem gar nicht regulär gehandelt. Für Versand und Verpackung zahlt man übrigens noch 3,95 Euro obendrauf. Das Angebot erging bereits im Februar und auch wer früh zugeschlagen hat, hat ein hundertprozentiges Verlustgeschäft gemacht, obwohl der Goldpreis seither um rund 20 Prozent gestiegen ist. Der Anbieter bezeichnet sich selbst als größtes Münzhandelshaus der Welt. Hinter den überteuerten Goldblättchen steckt die wohlklingende MDM Münzhandelsgesellschaft mbH und Co. KG Deutsche Münze. Es bleibt zu hoffen, dass sich dieser Nepp inzwischen herumgesprochen hat. Hier wird mit der Angst von Sparern gespielt und Nichtwissen ausgenutzt. Wer Gold kaufen möchte, sollte das bei seriösen und ausgewiesenen Edelmetallhändlern tun. Doch auch dann ist es empfehlenswert, besser eine größere Stückelung zu kaufen, wenn man es sich leisten kann. Barren von einem oder auch zehn Gramm Gewicht verkauft man immer mit Verlust, selbst wenn der Goldpreis weiter steigen sollte.

Gold vermittelt Sicherheit

Prognosen für 2022 – bislang keine Verdopplung des Goldpreises

Die Behauptungen einzelner im ersten Jahr der Pandemie, der Goldpreis könne sich bis zum Jahr 2022 verdoppeln, konnten sich bislang nicht bewahrheiten. Der Goldpreis ist und bleibt seit August 2020 auf einem relativ stabilen Niveau und pendelt zwischen rund 1.450 Euro und rund 1.630 Euro. Diese äußerst positiven Prognosen konnten sich folglich nicht bewahrheiten – ein Grund mehr also, nicht immer nur auf die Expertenstimmen zu hören, sondern sich ein eigenes Bild von der aktuellen Situation zu machen und (trotz positiver Einschätzung) nicht alles auf eine Karte zu setzen.