Ist die Fed der Gewinner?

Das Rekordhoch von Gold in den vergangenen Wochen gehört erst einmal der Vergangenheit an. Der Preis hat sich inzwischen wieder auf ein gesundes Maß von rund 1900 $ reguliert. Der Meinung scheint auch die Fed zu sein, denn in ihrer Inflationspolitik wird für Experten deutlich, wo sich der Goldpreis in der nächsten Zukunft ungefähr einpendeln wird.

Höhere Goldpreise

In jüngster Vergangenheit sorgte der Vorsitzende der Fed für einen kräftigen Anstieg des Goldpreises nach oben, um dann rasant abzustürzen und sich neu einzupegeln. Wo lag der Auslöser für diese Turbulenzen? Wichtiges Kriterium war die Rede Powells zur Eröffnung der diesjährigen virtuellen Jackson Hole-Konferenz der Kansas City Fed. Powell gab eine Änderung des Inflationsziels bekannt. Während es bisher darum ging, eine allgemeine Inflationsrate von 2 % anzustreben, war in seiner Rede nur noch von durchschnittlich 2 % die Rede. Aufgrund der weltweiten Krisen gab Powell bekannt, dass ein kurzfristiges Überschreiten der 2 % toleriert werden soll. Voraussetzung dafür ist eine Inflation von unter 2 % über einen längeren Zeitraum im Vorfeld. Diese Situation haben wir im Moment.

Preisindex der Fed

Federal Reserve

Die Fed kümmert sich nicht nur um Preise der Edelmetalle und Inflationen, sondern gibt auch einen Preisindex für Konsumausgaben heraus. Ohne Energie und Nahrungsmittel ist die Inflationsrate seit 2018 monatlich um weniger als 2 % gestiegen. Damit dürfte für alle, die noch an eine Normalisierung der Geldpolitik durch die Fed geglaubt haben, die letzte Hoffnung verschwunden sein. Das Gleiche gilt natürlich auch für die EZB. Laut der Experten dürfte für die nächsten zwei Jahre keine Zinserhöhung zu erwarten sein. Mit dieser Politik steigt Gold wieder mehr in den Fokus der Anleger. Ein Grund dafür ist die Tatsache, dass bei steigender Inflation und mangelnden Zinserhöhungen sich die Anleiherenditen kaum nach oben bewegen dürften. Es wird vielmehr damit gerechnet, dass die Realzinsen in den negativen Bereich sinken werden.

Gold bleibt wichtig

Gold Nuggets

Gold wird nach wie vor attraktiv von den Experten bewertet, selbst dann, wenn die Preise leicht nach unten fallen. Das liegt vor allem daran, dass der Preis nicht nur von der Fed Politik beeinflusst wird, sondern von vielen Faktoren. Im Gegensatz zu den inflationsbereinigten Renditen der Staatsanleihen, die im Laufe der letzten Jahre einen starken Abwärtstrend zeigen, bleibt Gold immer ein Wirtschaftsfaktor, der bei Anlegern beliebt ist. Auch wenn Gold eine Rendite von null hat, ist schon jetzt vorauszusehen, dass die Preise für Gold wieder steigen werden. Generell steigt der Preis für Gold mit dem Anstieg der Inflation in der USA. Schon seit 2006 wird Gold mit einer realen Duration von rund 30 Jahren gehandelt. Die Duration ist das Verhältnis zwischen US-Staatsanleihen und Goldpreis. Während die Anleihen um 100 Basispunkte gesunken sind, stieg der Goldpreis um 30 %. Die Zinspolitik der Fed lässt die Goldpreise ebenfalls steigen. Bei den Goldvorräten, die die Fed lagert, dürfte die Zinspolitik die Gewinne der Fed noch steigern.

Das Edelmetall bleibt attraktiv

Obwohl die Preise derzeit im Aufwärtstrend sind, ist der Erwerb des Edelmetalls trotzdem eine gute Anlagestrategie, da der Wert erhalten bleibt. Das Gleiche kann von anderen Anlagevarianten nicht behauptet werden. Niedrige Realzinsen machen Gold zu einer lohnenswerten Investitionsanlage. Ein Risiko würde nur dann bestehen, wenn die Realzinsen unerwartet hochsteigen würden. Die aktuelle Zinspolitik der Fed geht aber gerade in die andere Richtung. Voraussichtlich wird die Investition in Gold in dem Maße attraktiver werden, wie sich der Realzins nach unten bewegt. Es ist damit zu rechnen, dass die Preise für Gold und andere Edelmetalle sich noch weiter im Aufwärtstrend bewegen werden.

Deutsche Banken zum Edelmetallpreis

Deutschlandflagge und Euromünzen

Nicht nur die Fed selbst setzt auf Edelmetall, sondern auch deutsche Banken sprechen sich für Gold und Silber aus. Commerzbankexperte Fritsch macht für den hohen Edelmetallpreis das fundamentale Umfeld von negativen Realzinsen und hohe Staatsverschuldungen verantwortlich. Er ist der Meinung, dass aufgrund der Fed-Politik Zinserhöhungen weder im Dollar- noch im Euro-Währungsraum in Sicht sind. Für Goldanleger sind das positive Nachrichten.

Ähnlich hat sich Michael Salden, der Leiter Rohstoffe bei Vontobel Asset Management, ausgesprochen. Er erwartet, dass kurzfristig orientierte oder spekulative Investoren in der Zukunft etwas vorsichtiger sein müssen. Ein Grund dafür ist die geringere Abwertung des US-Dollars. Dadurch sind die Realzinsen in der USA kurzfristig zyklisch leicht angestiegen. Diese beiden Faktoren werden von den Fachleuten als die wichtigsten Indikatoren für Edelmetalle bezeichnet. Für Makro-Händler könnte das im Moment dazu führen, dass sie bei Gold und Silber satte Gewinne einstreichen können.

Preise für Edelmetalle

Bulle & Bär aus Gold

Auch wenn es bei Gold und Silber einen leichten Preisrückgang in den letzten Wochen gab, gehören sie trotzdem zu den Klassikern der Vermögenswerte. Auf die gesamte Jahressicht notiert sich das Gold in einem Plus von 28 %. Beim Silber stieg der Preis mit 45 % im Jahresdurchschnitt noch weiter an. Die tiefen Zinsen sind laut zahlreichen Analysten der Hauptgrund für die steigenden Preise. In den USA haben im August zehnjährige US-Staatsanleihen gerade mal eine Rendite von 0,5 % erwirtschaftet. Zieht man von diesem Betrag die Inflation ab, ergibt sich ein Minus von 1,1 %. So tief lagen die Verluste für US-Staatsanleihen noch nie. Damit rückt Gold, obwohl es keine Zinsen abwirft, immer mehr in den Fokus. In zahlreichen Portfolios werden die Edelmetalle Gold und Silber als attraktive Absicherung gegen Kursverluste am Aktienmarkt gehalten. Die Goldpreise haben ihre Berechtigung. Beim Silber wird vermutet, dass es sich um einen spekulativen Preis handelt. Deutlich wird das auch daran, dass Silber zu Anfang des Jahres völlig unterbewertet wurde. Zum Jahresanfang wurde eine Unze Gold für einen ähnlichen Preis gehandelt wie 120 Unzen Silber.

Goldbarren

In den vergangenen Wochen hat sich dieses Verhältnis normalisiert. Eine Unze Gold ist inzwischen rund 70 Unzen Silber wert. Der Vontobel Stratege Salden geht allerdings davon aus, dass die Angleichung langsamer verlaufen wird, als viele Spekulanten hoffen. Er rechnet damit, dass die Neupositionierung wieder in Richtung Gold gehen wird. Die Kombination von massivem Outperformance von Silber und einer relativ geringen Liquidation wird für ein erneutes Umdenken sorgen. Salden sieht bei Platin und Palladium noch enormes Investitionspotenzial. Beide Edelmetalle sind wichtig für die Autoindustrie. Durch die Abhängigkeit von der Autobranche werden sich die Preise allerdings nicht so stark bewegen wie bei Gold und Silber. Mit Preisen von rund 950 $ kann bei Platin ein Plus von 1,7 % im Jahresdurchschnitt verzeichnet werden, während momentan Palladium mit 2100 $ ein Plus von rund 14 % verzeichnet. Damit sind die Gewinne geringer als bei Gold und Silber. Laut Salden könnte sich das aber mit dem zyklischen Aufschwung der globalen Autoindustrie ändern.

Auf jeden Fall bleibt die Entwicklung der Edelmetalle aufgrund der Fed-Politik auch in Zukunft sehr interessant.

Fed kündigt an: Anleihekäufe werden im März eingestellt

Am 15. Dezember 2021 kündigte die Fed an, Anleihenkäufe ab März 2022 einstellen zu wollen. Dieser Umstand sowie der Fall der Renditen zehnjähriger Staatsanleihen sowie des Dollars unter sein davor erzieltes Dreiwochenhoch infolge der Aussage der US-Notenbanker, drei Zinserhöhungen (25 Basispunkte) bis Ende 2022 durchführen zu wollen, sorgten für einen Anstieg des Goldpreises.