Es sind nicht nur Spekulationen, sondern vor allem Angebot und Nachfrage, die den Goldpreis beeinflussen. Einflussfaktoren sind demnach unter anderem die Liquidität der Bevölkerung eines Landes, die Nachfrage durch Zentralbanken, die das Edelmetall als Währungsreserve lagern und selbstverständlich auch die Nachfrage durch die Industrie, die Gold beispielsweise für die Herstellung von Schmuck, als Katalysator oder als Bestandteil mobiler Anwendungen benötigt. Natürlich beeinflusst den Goldpreis ebenfalls, wie groß die aktuell verfügbaren Mengen des Edelmetalls sind – hierbei spielt der Goldabbau eine große Rolle.
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Der Goldabbau: ein kostspieliger Prozess
Unternehmen, die sich dem Abbau von Gold verschrieben haben, können nach einem ersten Goldfund nicht sofort eine Goldmine errichten, um dort das Edelmetall in großen Mengen abzubauen. Zunächst müssen weitere Erkundungen erfolgen, Bodenproben entnommen und bewertet werden sowie Luftaufnahmen erstellt werden. Nur wenn sich hierbei herausstellt, dass so viel Gold im Boden enthalten ist, dass sich der Abbau wirtschaftlich lohnt, wird ein Goldabbau tatsächlich in Erwägung gezogen. Natürlich müssen vor dem Aufbau der Goldmine rechtliche und ökologische Vorgaben berücksichtigt und erfüllt werden. Oft dauert der Prozess der Erschließung neuer Goldvorkommen und der Bau neuer Produktionsstätten bis zu 15 Jahre.
Zum Goldabbau kommt es also erst, wenn sichergestellt ist, dass der Betrieb einer Goldmine wirtschaftlich ist – also die Einnahmen durch den Verkauf des Goldes die Ausgaben, die beim Goldabbau entstehen, übersteigen.
Weltweit kostete die Produktion einer Unze Gold im Jahr 2018 897 US-Dollar. Die Produktionskosten pro Unze Gold variieren je nach Region jedoch stark. In Afrika etwa liegen die durchschnittlichen Produktionskosten bei 795 US-Dollar pro Unze, in Australien bei 952 US-Dollar pro Unze. Nordamerika mit 823 US-Dollar und Südamerika mit 836 US-Dollar bewegen sich hier im Mittelfeld. Würden hier nicht nur die Kosten für den Minenbetrieb, sondern auch für den Aufbau der Minen eingerechnet, lägen die Kosten pro Unze rund ein Drittel höher.
Die genannten Produktionskosten sind nur so niedrig, da die Minenbetreiber hauptsächlich große Goldvorkommen fördern. Würden auch deutlich kleinere Vorkommen gefördert werden, lägen die Fördermengen niedriger, die Kosten für den Betrieb wären in Summer aber weiterhin hoch. Das hätte zur Folge, dass sich die Produktionskosten pro Unze Gold deutlich erhöhen. Sobald die Produktionskosten pro Unze über dem aktuellen Goldpreis liegen, den die Minenbetreiber verlangen können, würden sie Verluste machen – so ist ein wirtschaftlicher Goldabbau nicht möglich.
Neue, nennenswerte Goldvorkommen sind rar
Eigentlich gibt es auf der Welt bis heute zahlreiche Orte, an denen elementares Gold gefunden und abgebaut werden kann. Die meisten „neuen“ Goldfunde sind oft jedoch auf kleine Goldvorkommen zurückzuführen, bei denen sich der aufwändige und kostspielige Abbau nicht lohnt.
So kommt es, dass bereits seit 2012 keine neuen Vorkommen entdeckt wurden, die nennenswerte Mengen an Gold enthalten. Gleichzeitig geht die Fördermenge in einigen Goldminen zurück, da bereits ein Großteil des erreichbaren Goldes abgebaut wurde – so etwa in Südafrika, in einer der tiefsten Goldminen der Welt. Der Finanzinformationsdienst SNL geht sogar davon aus, dass die aktuell bekannten Fördermöglichkeiten bei einer gleichbleibend hohen Goldnachfrage bereits im Jahr 2032 erschöpft sein könnten.
Die Goldnachfrage ist hoch
Jährlich werden, bereits seit 2010, mehr als 4.000 Tonnen Gold pro Jahr nachgefragt. Durch den Goldabbau allein kann eine solche Nachfrage nicht mehr gedeckt werden:
Jahr | Minenproduktion |
---|---|
2010 | 2748 Tonnen |
2011 | 2857 Tonnen |
2012 | 2929 Tonnen |
2013 | 3110 Tonnen |
2014 | 3206 Tonnen |
2015 | 3313 Tonnen |
2016 | 3427 Tonnen |
2017 | 3457 Tonnen |
2018 | 3529 Tonnen |
2019 | 3480 Tonnen |
2020 | 3030 Tonnen |
2021 | 3561 Tonnen |
Damit es zu keinem Defizit kommt, wird Gold zumindest teilweise recycelt. Seit dem Jahr 2008 werden jährlich mehr als 1.000 Tonnen des Edelmetalls wiederaufbereitet.
Fazit
Aktuell wird die Goldnachfrage hauptsächlich durch den Goldabbau gedeckt – das Recycling spielt eine weniger große Rolle. Sollten keine neuen Goldvorkommen erschlossen werden, deren Abbau sich wirtschaftlich lohnt, wäre es tatsächlich denkbar, dass die Fördermengen des Edelmetalls bereits in den nächsten zehn Jahren stark stagnieren. Die Folge wäre bei einer gleichbleibend hohen Goldnachfrage ein großes Defizit zwischen Angebot und Nachfrage. Bei hoher Nachfrage und niedrigem Angebot ist ein starker Anstieg des Goldpreises durchaus denkbar. Entschärfen ließe sich die Situation in diesem Szenario höchstwahrscheinlich nur durch deutlich stärker betriebenes Gold-Recycling.
Heute jedoch wird die Goldnachfrage durch den Goldabbau und das Recycling recht gut gedeckt. Seit 2014 wurde jedes Jahr ein Überschuss an Gold erzeugt – durch Goldabbau und Wiederaufbereitung war also mehr Gold auf dem Markt vorhanden, als nachgefragt wurde. Einen entsprechend geringen Einfluss hat der Goldabbau derzeit auch auf den Goldpreis – wobei die Schließung von Goldminen während der Corona-Pandemie im Jahr 2020 durchaus einen gewissen Einfluss auf den Anstieg des Goldpreises gehabt haben könnte.