Hohe Silbernachfrage, geringes Angebot – warum der Silberpreis 2022 nicht gestiegen ist

Der auf dem Londoner Referenzkurs basierende Durchschnittspreis für Silber ist im Jahr 2022 um 14 Prozent gesunken. Interessant ist dieser Verlust vor allem, da die Silbernachfrage im Jahr 2022 dem “The Silver Institute” zufolge rechnerisch mit mehr als 7.000 Tonnen über dem Angebot lag – ein Umstand, der den Silberpreis wie auch im Jahr 2021 eigentlich steigen lassen sollte. Welche Faktoren dazu beigetragen haben, dass es zu keinem Anstieg des Silberpreises kam, erfahren Sie in diesem Beitrag.

“2023 World Silver Survey” vom “The Silver Institute”

Bereits seit 1990 veröffentlicht das “The Silver Institute” jährlich den Silbermarkt-Report “World Silver Survey”. Bei diesem handelt es sich um einen Jahresbericht für den weltweiten Silbermarkt, der Statistiken zu Angebot und Nachfrage für Schlüsselsektoren des Silbermarktes umfasst, aber auch Preis- und Handelsdaten beinhaltet. Die Daten für das Jahr 2022 sind in der “2021 World Silver Survey” nachlesbar.

Gestiegene Silbernachfrage: 2021 vs. 2022

Im Jahr 2021 berichtete das “The Silver Institute” in seinem Report, dass sich die Silberproduktion durch Silberminen nach der Corona-Pandemie langsam wieder erhole. Insgesamt seit das Silberangebot in diesem Jahr – durch Förderung und Recycling – um fünf Prozent gestiegen. Mit einem Gesamtangebot von 1.004,5 Millionen Unzen (rund 28.477 Tonnen) und einer Gesamtnachfrage von 1.055,6 Millionen Unzen (rund 29.925 Tonnen), konnte bereits in diesem Jahr eine über dem Angebot liegende Nachfrage verzeichnet werden.

Schachbrett mit goldenen und silbernen Schachfiguren

Im Jahr 2022 fiel das Angebotsdefizit dem “The Silver Institute” zufolge noch deutlich höher aus. Während die Angebotsmenge im Vergleich zum Vorjahr kaum stieg, erhöhte sich die Silbernachfrage in einigen Segmenten deutlich – so etwa um rund 20 Millionen Unzen in der Elektrischen und Elektronischen Industrie, um rund 50 Millionen Unzen in der Schmuckindustrie sowie um rund 30 Millionen Unzen bei den Silberwaren. Auch bei den physischen Silberinvestments wurde eine erhöhte Nachfrage von insgesamt 332,9 Millionen Unzen (2021: 274,0 Millionen Unzen) verzeichnet.

Insgesamt wurden im Jahr 2022 1.004,7 Millionen Unzen (rund 28.482 Tonnen), also lediglich 200.000 Unzen mehr als im Vorjahr angeboten, während die Nachfrage auf 1.242,4 Millionen Unzen (rund 35.221 Tonnen) und damit um 186,8 Millionen Unzen stieg.

Neben dem Angebot von und der Nachfrage für Silber befasst sich das “The Silver Institute” in seinem Report natürlich auch mit der Entwicklung des Silberpreises über das betreffende Jahr hinweg.

Der jährliche Durchschnittspreis für Silber sinkt im Jahr 2022

Silbermünzen und Chart zum Silberpreis

Aus der “2022 World Silver Survey” wird ersichtlich, dass der Silberpreis im Jahr 2021 im Jahresvergleich um 22 Prozent gestiegen ist. Im Jahr 2022 hingegen ist der Silberpreis im jährlichen Durchschnitt (basierend auf dem Londoner Referenzkurs) sogar gesunken, und zwar um 14 Prozent von 25,14 US-Dollar pro Unze auf nur noch 21,73 US-Dollar pro Unze.

Trotz steigender Nachfrage bei Privatanlegern – Investoren sind Grund für sinkenden Silberpreis 2022

Private Anleger investierten im Jahr 2022 vermehrt in Silberbarren und -münzen – im Vergleich zum Vorjahr konnte hier ein Wachstum von 22 Prozent verzeichnet werden. Ursächlich für die vermehrte Investition von Privatanlegern in harte Vermögenswerte, wie auch in Silber, waren unter anderem die niedrigen Nominalzinsen und die negativen Realzinsen zum Jahresbeginn sowie die Sorgen vor einer Stagflation oder gar einer Rezession – auch infolge des im Februar begonnenen Russland-Ukraine-Krieges.

Einen starken Kontrast zum Verhalten der Privatanleger stellen im Jahr 2022 professionelle Anleger dar. Sie vermieden für einen großen Teil des Jahres die Investition in Silber, was vor allem auf die im Jahresverlauf steigenden Realzinsen und die im dritten Quartal 2022 leer werdenden Futures-Positionen zurückzuführen ist. Bei den ETPs wurden im Jahresvergleich mit -11 Prozent die größten jährlichen Abflüsse seit 2011 verzeichnet, was zusätzliche Verluste beim Handelsvolumen an den Silberbörsen mit sich brachte.

Quelle: https://www.silverinstitute.org/all-world-silver-surveys/