Wer bislang noch nie in physische Edelmetalle investiert hat, besitzt dennoch in den meisten Fällen eine kleine Menge dieser Metalle. Sie stecken nämlich in nahezu jedem Elektro- und IT-Gerät. Auch in Ihrem Smartphone würden Sie, wenn Sie es mit entsprechenden Methoden recyceln würden, Silber, Palladium und sogar Gold finden. Eine interessante Frage ist, wie hoch der Anteil an Edelmetallen in einem Smartphone tatsächlich ist und wie hoch sein Wert ist. Angesichts dessen und der Tatsache, dass einige Materialien unter fragwürdigen Bedingungen abgebaut werden, ist nun auch klar, warum Sie Ihre ausgedienten Smartphones besser recyceln lassen sollten, als sie einfach in einer Schublade verschwinden zu lassen.
Inhaltsverzeichnis
Die in einem Smartphone verbauten Materialien
Smartphones bestehen zu einem großen Teil aus Kunststoff. Ein herkömmliches Modell enthält im Durchschnitt 56 Prozent davon.
Den zweitgrößten Teil der in einem Smartphone verbauten Materialien machen bereits Metalle aus – die Rede ist hier von immerhin 25 Prozent. Rund 15 Prozent entfallen dabei auf das Kupfer und je drei Prozent auf Aluminium und Eisen. Nickel ist zu zwei Prozent, Zinn und weitere Metalle zu je einem Prozent enthalten. Zu den weiteren Metallen zählen Gallium und Indium, seltene Erden wie beispielsweise Neodym, Übergangsmetalle wie Kobalt und Wolfram sowie die wertvollen Edelmetalle Gold, Silber und Palladium.
Weitere 16 Prozent der gesamten, in einem Smartphone enthaltenen Materialien stellen Glas und Keramik dar. Je nach Smartphone-Modell kann der Anteil von Glas und Keramik höher, der Kunststoffanteil dafür geringer sein. Die drei übrigen Prozentpunkte entfallen auf sonstige Materialien.
Aufgrund ihres Wertes sind hier natürlich die Edelmetalle interessant – die allerdings nur in sehr geringer Menge verbaut sind:
- Gold: 30 Milligramm
- Silber: 305 Milligramm
- Palladium: 11 Milligramm
Das Gold wird in Smartphones vor allem aufgrund seiner sehr guten Leitfähigkeit und seiner Korrosionsbeständigkeit verbaut. Es findet sich vorwiegend auf stark beanspruchten Kontaktflächen wie etwa auf den Kontakten von SIM-Karten sowie am Akku. Auch in den Handyplatinen wird das Edelmetall verwendet. Palladium wird ebenfalls für die Kontaktflächen zwischen den einzelnen Bauteilen eingesetzt. Als Mitglied der Kupfergruppe ist Silber ein sehr guter elektrischer Leiter – letztlich handelt es sich bei dem Edelmetall um den besten elektrischen Leiter von Metallen. Zudem ist es komplett korrosionsfrei und wird daher oft auch für Schaltungen und als Beschichtung verwendet.
So viel ist das Edelmetall in Ihrem Smartphone wert
Wie Sie sich bestimmt schon gedacht haben, sind die in einem Smartphone enthaltenen Edelmetall-Mengen und damit auch ihr Wert sehr gering. Bei einem Goldpreis von 1.480 Euro pro Unze (Stand: 18.02.2021) hat das Gold in Ihrem Smartphone (30 Milligramm) einen Wert von rund 1,42 Euro. Das ist natürlich nicht viel Geld. Betrachtet man allerdings alle Smartphones, die derzeit in Deutschland genutzt werden, summiert sich der Wert des verbauten Goldes. Im Jahr 2019 nutzten laut Statista rund 58 Millionen Menschen in Deutschland ein Smartphone. Angenommen jeder Deutsche verschließt pro Jahr ein Smartphone, so sind das 58 Millionen Smartphones mit je einem Goldanteil von 30 Milligramm. Insgesamt ist in Deutschland damit also eine Menge von rund 1.740 Kilogramm in Handys verbautes Gold im Umlauf. Das entspricht einem derzeitigen Wert von rund 82,7 Millionen Euro.
Das Silber in Ihrem Smartphone (305 Milligramm) entspricht bei einem Silberpreis von 22,50 Euro pro Unze (Stand: 18.02.2021) einem Wert von 0,22 Euro. Gemäß der obigen Rechnung sind deutschlandweit somit 17.690 Kilogramm Silber in Smartphones verbaut im Umlauf, die wiederum einem Wert von rund 12,8 Millionen Euro entsprechen.
Palladium mit einem Anteil von elf Milligramm pro Smartphone ist bei einem derzeitigen Palladiumpreis von 1.968 Euro pro Unze (Stand: 18.02.2021) rund 0,69 Euro wert. Deutschlandweit sind in Smartphones 638 Kilogramm Palladium verbaut, die einen Gesamtwert von rund 40 Millionen Euro haben.
Interessant ist hinsichtlich seines Wertes auch das Übergangsmetall Kobalt. In einem Smartphone sind davon 6,3 Gramm enthalten. Auf alle Smartphones in Deutschland gerechnet sind somit 365.400 Kilogramm Kobalt in Handys im Umlauf, die bei einem derzeitigen Preis von 26,35 Euro pro Kilogramm (Stand: 18.02.2021) rund 9,6 Millionen Euro wert sind. In einem einzelnen Smartphone ist das enthaltene Kobalt hingegen nur 0,16 Euro wert.
Smartphone recyceln lassen
Zumindest in der Theorie ist es möglich, Gold, Silber und andere wertvolle Rohstoffe aus den Elektrobauteilen des Smartphones zu extrahieren. In der Praxis ist ein solches Vorgehen aber nicht unbedingt empfehlenswert. Um Edelmetalle extrahieren zu können, werden Spezialchemikalien benötigt, von denen zumindest teilweise eine hohe Gefahr ausgeht und daher nur in professionellen Labors zur Anwendung kommen sollten. Auch ist die Extraktion der Smartphone-Materialien aus wirtschaftlicher Sicht nicht zu empfehlen. Schließlich enthält ein Smartphone nur wenige Milligramm Gold, Silber und Palladium und auch das enthaltene Kobalt ist pro Smartphone nicht allzu viel Wert. Der Aufwand stände hier für den Einzelnen in keinem Verhältnis zu dem geringen Preis, den er dafür erhalten würde. Auch ist beispielsweise das Gold im Smartphone nicht in massiver Form vorhanden, sondern lediglich hauchdünn verbaut beziehungsweise aufgedampft. Letztendlich lohnt sich das Recycling von Smartphones und die Extraktion der Edelmetalle nur im industriellen Maßstab.
Sinnvoll ist es aber doch, ausgediente Smartphones recyceln zu lassen – schon allein aus ökologischer Sicht. Obwohl in einem Smartphone in Summe nur wenige Milligramm Edelmetalle verbaut sind, enthält eine Tonne alter Handys und Smartphones bereits rund 250 Gramm Gold. Eine Tonne Golderz, aus dem „neues“ Gold gewonnen wird, enthält hingegen nur rund vier Gramm Gold. Folglich müssten 62,5 Tonnen Golderz abgebaut werden, um dieselbe Menge an Gold, die in einer Tonne Smartphones enthalten ist, gewinnen zu können. Werden Smartphones einfach nur in den Müll geworfen und nicht recycelt, fehlen eben diese Rohstoffe – auch für den Bau neuer Smartphones. Dies führt dazu, dass der Metallbergbau zwangsweise immer weiter voranschreiten muss.
In Deutschland liegt die aktuelle Rücklaufquote von Elektroschrott bei rund 45 Prozent. Das ist im Vergleich zu ganz Europa, mit einer Rücklaufquote von rund 33 Prozent, zwar deutlich besser, aber noch immer nicht optimal. Zurückzuführen ist diese höhere Rücklaufquote vor allem darauf, dass Elektro-Geräte in Deutschland nicht über den Hausmüll entsorgt werden dürfen, sondern separat gesammelt werden müssen.
Gesammelt werden Elektro-Geräte und damit auch Smartphones etwa in kommunalen Sammelstellen. Diese müssen Altgeräte grundsätzlich zurücknehmen. Dasselbe gilt auch für den Handel. Auch einige Handyhersteller wie Apple, Samsung oder OnePlus nehmen die ausgedienten Smartphones zurück – womöglich auch, weil sich in Summe so noch etwas Geld mit dem Elektroschrott und den darin enthaltenen Metallen und Edelmetallen verdienen lässt. Viele Handyhersteller gewähren einen Rabatt auf den Kauf eines neuen Elektro-Geräts oder bezahlen sogar bares Geld dafür, dass das Smartphone zurückgegeben wird. Selbiges gilt für Mobilfunk- und Netzbetreiber wie die Telekom, Telefonica, O2, Vodafone oder Mobilcom / Debitel.
Smartphones für einen guten Zweck spenden
Der ein oder andere möchte möglicherweise nicht, dass Unternehmen mit dem Recycling eines ausgedienten Smartphones Geld verdienen – schließlich haben Handyanbieter bereits beim Verkauf und Mobilfunk- und Netzbetreiber durch die Nutzung eines Vertrags oder einer Prepaid-SIM-Karte verdient. Möglicherweise bietet der Hersteller Ihres Smartphones auch einfach kein eigenes Trade-In-Programm an und Sie benötigen eine andere Lösung, um Ihr altes Smartphone loszuwerden. Eine spannende Möglichkeit ist, Smartphones für einen guten Zweck zu spenden. Besonders bekannt ist in Deutschland das Recyclingprojekt des Tierparks Hellabrunn in München. Dieser sammelt alte Handys, lässt diese recyceln und investiert den daraus erzielten Erlös in den Artenschutz. Wird ein altes oder unbenutztes Handy der Firma „Paradise West“ übergeben, spendet diese 3,50 Euro an den Verein „SOS Kinderdörfer“. Möchten Sie sich für den Umweltschutz starkmachen, können Sie mit Ihrem alten Smartphone aber auch das NABU-Projekt „Alte Handys für die Havel“ spenden. Bei „prowildlife“ wird der Erlös aus dem Recycling Ihres alten Handys zur Rettung von Gorillas eingesetzt, während sich die Website „handysfuerdieumwelt.de“ sogar darauf spezialisiert hat, ausgediente Smartphones anzunehmen, zu recyceln und den Erlös in Umweltschutzprojekte zu investieren.
In Smartphones enthaltene „seltene Erden“ werden nicht recycelt
Neben Gold, Silber und anderen Edelmetallen werden für die Herstellung von Smartphones auch einige, sogenannte „seltene Erden“ benötigt. Zu ihnen zählen etwa Tantal, Kobalt, Neodym, Terbium und Europium. Obwohl es sich bei ihnen um wertvolle Rohstoffe handelt, findet ein Recycling nur äußerst selten statt. Das liegt daran, dass die in Altgeräten enthaltenen Mengen sehr gering sind, es bislang nur sehr aufwändige Recyclingverfahren gibt und die Wertstoffe oft in mühsamer Handarbeit entnommen werden müssen. Diese Faktoren tragen zu sehr hohen Recyclingkosten bei, die die Kosten der Gewinnung neuer Stoffe weiter übersteigen.