Warren Buffett kauft Goldminenaktien

Was es mit dem plötzlichen Sinneswandel auf sich hat

Warren Buffett ist eine wahre Investor-Legende und wohl einer der bekanntesten Großinvestoren. Annähernd sein gesamtes Vermögen hat er in das von ihm geleitete Investment-Unternehmen Berkshire Hathaway angelegt. Heute gilt er gemäß der Liste „Bloomberg Billionaires Index“ als der 6 reichste Milliardär der Welt. In all den Jahren, in denen er bereits auf dem Aktienmarkt aktiv ist, hat er sich zurückgehalten – ja fast geweigert – Gold-Derivate und physisches Gold zu kaufen. In diesem Jahr scheint es allerdings, als hätte Warren Buffett seine Haltung gegenüber dem gelben Edelmetall verändert und ist mit Berkshire Hathaway bei dem Minenbetreiber Barrick Gold eingestiegen. Doch wie kommt es zu dem plötzlichen Sinneswandel?

Warren Buffetts Gründe gegen den Kauf von Gold (Derivaten)

Bereits im Jahr 1998 machte Warren Buffett klar, dass er eine Abneigung gegen Gold hegt. In einer Rede vor Studenten der Universität Harvard ließ er verlauten:

„Gold wird aus der Erde gegraben, eingeschmolzen und zu Barren verarbeitet, die dann in einen unterirdischen Tresor gelegt und wieder vergraben werden, um von Leuten, die wir bezahlen, bewacht zu werden.“

Seiner Ansicht nach sei das ein obskures und seltsames Vorgehen, das seiner Ansicht nach keinerlei Sinn ergebe. Das grundsätzliche Problem des Goldes sei, dass es keine nachhaltigen Werte erwirtschafte – weder Zinsen noch Dividende. So müsse der Anleger immer darauf hoffen, dass irgendeiner bereit dazu sei, noch mehr Geld für eine Unze zu bezahlen. Es handle sich, Warren Buffett zufolge, also mehr um ein Glücksspiel, als um tatsächliches Investieren – und damit hätte Gold in einem Investment-Portfolio nichts zu suchen.

Jahre später gestand Buffett dem Gold zumindest einen gewissen dekorativen Wert ein. Auch habe das Gold seine Berechtigung, da es in der Industrie eine Nachfrage gibt. Diese sei allerdings viel zu gering, als dass sie den enormen Aufwand rechtfertige, der betrieben werden müsse, um das Gold aus dem Boden zu holen, so Buffett.

Investoren und Kleinanlegern, die ihr Geld in Krisenzeiten sicher anlegen wollen, riet Buffett, anstatt in Gold in werthaltige Unternehmen und in konstante Werte, wie Mais- und Baumwollfelder, Öl- und Gasfelder zu investieren.

Der plötzliche Sinneswandel Buffetts

Der plötzliche Sinneswandel Buffetts

Anfang August machte der Goldpreis von sich Rede, als er die Marke von 2.000 Dollar knackte und ein Allzeithoch von 2.069 Dollar erreichte. Eine scharfe Korrektur des Goldpreises setzte bereits Mitte des Monats ein und er fiel auf unter 1.900 Dollar. Markt-Analysten rechnen allerdings damit, dass sich der Goldpreis weiterhin positiv entwickeln werde – schließlich hat sich bislang nichts an den Umständen geändert, die den Kurs auf sein Allzeithoch brachten.

Inzwischen ist aber auch bekannt geworden, dass Warren Buffett, der Mann, der bisher über Goldinvestments spottete, mit seinem Investment-Unternehmen Berkshire Hathaway bei dem Minenbetreiber Barrick Gold eingestiegen ist. Insgesamt ist er mit einem Anteil von 1,2 Prozent der Barrick-Aktien eingestiegen – dies entspricht nur wenigen Zehntelprozent des Gesamtportfolios von Berkshire Hathaway. Eine gewisse Signalwirkung, die Buffett durch sein Handeln erzeugt hat, lässt sich hier dennoch nicht verleugnen.

Gründe für den Einstieg bei Barrick Gold

Einer der Hauptgründe, die Warren Buffett womöglich dazu bewogen haben könnten, in Minenaktien zu investieren, ist, dass der Goldpreis aktuell weit über den Produktionskosten vieler Minenbetreiber liegt. Die Kosten für die Goldförderung sind in den letzten Jahren gesunken. Diese Kostensenkung ist vor allem auf niedrigere Energiepreise zurückzuführen, die einen nicht unwesentlichen Teil der Produktionskosten von Gold ausmachen. Die Minenbesitzer profitieren von dem starken Anstieg des Goldkurses also enorm.

Weitere Gründe für den Sinneswandel Buffetts könnten auch die Unsicherheit über die Folgen der Corona-Pandemie, der noch immer schwelende Streit zwischen China und den USA sowie die wachsenden Sorgen vor einer höheren Inflation sein. Doch genau in diesem Punkt scheint Buffett seine bisherigen Glaubenssätze in Bezug auf Goldinvestments zu verraten. War er es doch, der empfahl, in Krisenzeiten auf die Investition in werthaltige Unternehmen und konstante Werte zu setzen.

Einem seiner wohl berühmtesten Zitate bleibt Buffett mit seiner Investition in Barrick Gold aber wohl doch treu:

„Sei ängstlich, wenn die anderen gierig sind und sei gierig, wenn die anderen Angst haben.“

Bis zuletzt warteten Anleger und Aktionäre auf einen großen Deal von Berkshire Hathaway, wie er bereits zur Finanzkrise 2008/2009 mit einer Investition von über 20 Milliarden Dollar in notleidende Firmen und mit der milliardenschweren Übernahme der Eisenbahngesellschaft Burlington Northern Santa Fe zustande kam.

In der „Corona-Krise“ wollte Buffett hingegen keine Aktien kaufen. Er trennte sich im Crash von großen Positionen, etwa von seinen Anteilen an den Fluggesellschaften United Airlines, Southwest Airlines, American Airlines und Delta Air Lines – und das mit hohen Verlusten. Insgesamt trennte sich sein Investment-Unternehmen von Aktien in einem Wert von 6,5 Milliarden Dollar, während die Zukäufe weniger als einer halben Milliarde Dollar entsprachen. Insgesamt verzeichnete Berkshire Hathaway im ersten Quartal einen Verlust von 50 Milliarden Dollar – daneben aber auch 137 Milliarden Dollar in Cash. Diese hortete Buffett jedoch bis zuletzt, wofür er von Anlegern stark kritisiert wurde.

Mit seiner Investition in Barrick Gold im zweiten Quartal zeigt Buffett nun jedoch, dass er auch oder gerade in der Krise für eine Überraschung gut ist. Nicht nur, dass er seine Glaubenssätze scheinbar völlig über Bord zu werfen scheint. Die Investition hat auch eine gewisse Signalwirkung – und nicht zuletzt ein mediales Echo – erzeugt.

Spätestens jetzt müssen sich auch die, die bisher immer am Gold zweifelten oder es gar für ein Relikt aus längst vergangenen Tagen hielten, mit dem Thema auseinandersetzen. Warren Buffett, DER Gegner der Goldinvestments hat in Gold investiert – und das sollte nun auch diejenigen, die ihren Fokus bislang auf Big Tech gelegt haben, dazu verleiten, sich mehr mit dem gelben Edelmetall zu beschäftigen.

Warren Buffett trennt sich von seinen Anteilen an Barrick Gold

So überraschend die Investition Buffetts in Barrick-Gold-Aktien war, so plötzlich trennte er sich auch wieder von dieser Beteiligung. Berkshire Hathaway besaß bereits im vierten Quartal des Jahres 2020 keine Aktien des weltweit größten Goldbergbauunternehmens mehr. Die Gründe dafür könnte einerseits der Goldpreis zu sein, der nach der Ankündigung wirksamer Impfungen gegen Sars-CoV-2 weiter zu sinken schien. Andererseits könnte auch der enttäuschende Produktions-Ausblick von Barrick Gold für die Entscheidung Buffetts maßgeblich gewesen sein. Für 2021 wurde nämlich nur von einer Produktion von 4,4 bis 4,7 Millionen Gold-Unzen und 410 bis 460 Millionen Pfund Kupfer ausgegangen.